LeFabuleux das Tagebuch
LeFabuleux – Das Tagebuch
Freitag 25.September 2020
Liebes Tagebuch, heute morgen wollte ich von zuhause 140km nach Belgien fahren, um am LeFabuleux Bikepacking Event teilzunehmen. Gestern Abend schaute ich mir meine, ehrlich gesagt seht fix per komoot zusammengeklickte Route noch einmal genauer. Hier sah ich dann das die Strecke ab Aachen eine sehr hohe dreistellige Höhenmeterangabe bereit hielt. Also entschied ich mich dafür, am Freitag auf die 80 Kilometer bis Aachen zu verzichten und „nur“ noch die knapp 60 Kilometer von Aachen bis nach Sy zu absolvieren. Liebes Tagebuch, das war eine gute Idee. Denn die Strecke durch den Teil von Belgien auf Straßen ist sehr anstrengend. Eigentlich war ich nur auf Hauptstraßen und Landstraßen unterwegs. Ich bin auch sehr nass geworden. Von Sprühregen bis kurz vor Unwetter war eigentlich alles dabei. Also fuhr ich die komplette Strecke in Regensachen. Regen kam zwar keiner mehr durch, aber nass wurde ich durch die Höhenmeter trotzdem.
Die Strecke bot mir trotz der vielen Straßen viele Sehenswürdigkeiten. Von alten Bunkeranlagen über Klöster und Kirchen und beschaulichen kleinen alten Dörfern war eigentlich alles dabei. Ich habe ein anderes Belgien kennen gelernt als das was ich letztes Jahr beim SmugglersPath erlebt habe. Irgendwie scheinen in den Ardennen die Uhren vor 50 Jahren stehen geblieben zu sein.
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Ich schaffte es dennoch pünktlich, um kurz vor 17 Uhr am Startunkt des LeFabuleux zu sein. Der Regen begleitete mich mittlerweile so dass ich ihn fast nicht mehr bemerkte. Ich wollte schon mein Zelt aufbauen bevor ich mich um mein Bike und mich kümmern wollte, da fragte mich auch schon Ervin, der CEO des Events ob ich denn Interesse hätte in einem der großen trockenen und festen Großraumwohnzelte für 5 Euro die Nacht zu verbringen. Ich hatte den Fünfer schneller in der Hand als ich Ja sagen konnte. Wir belegten die Zelte mit maximal 6 Personen um die gebotenen Abstände einzuhalten und somit war die erste Nacht schon einmal trocken. Aber nur von innen.
Nachdem es eine offizielle Begrüßung der ca. 40 Fahrer gab und die Goodiebags verteilt wurden ging es nahtlos über in die Pasta Party. Pasta in vielen Varianten und Soßen. Von Fleisch bis Vegetarisch war alles dabei. Ich habe ordentlich aufgefüllt was ich den Tag über verbrannt habe und die Speicher für den nächsten Tag wurden ebenso geöffnet und geflutet.
Ich komme nicht in den Schlaf. Es ist weniger die Aufregung, sondern vielmehr der Regen, der an das Zelt schlägt. Die ganze Nacht schon schüttet es wie aus Eimern. Es ist sehr zermürbend anzuhören was mich am nächsten Tag so erwartet. Denn die Wetterapps sagen allesamt Regen voraus. Wenn das so weiter geht, weiß ich nicht ob ich Lust und die physische Kraft habe morgen zu starten.
Die Nacht über hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Auch darüber wie ich wohl wieder nach Hause kommen würde. Du erinnerst dich, ich bin mit dem Bike angereist. 140 Kilometer trennen mich vom Zielpunkt des Sonntags bis nach Hause. Wenn es also die nächsten Tage so weiter geht, werde ich die ganze Strecke wohl nicht mehr mit dem Bike fahren können. Auch mein Zeitmanagement hat grandios versagt. Ich hatte ja immerhin bereits seit drei Wochen Urlaub. Grob überschlagen komme ich am Sonntag gegen 18 Uhr im Ziel an und muss dann nach Hause kommen. Meine Chefin möchte mich am Montag morgen gerne wieder sehen nach meinem Urlaub. Es wird also eng. Also muss ein Plan B her….Bis morgen also, ich versuche jetzt in den Schlaf zu kommen.
WohnzelteDie Übernachtungsmöglichkeit der ersten NAchtWohnen im ZeltZum Glück trotz Regen ein trockenes Zelt zum schlafenGoodie BagsZu jedem Event gehört ein gutes Goodie BagPasta PartyDie obligatorische Pasta Party
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Samstag 26.09.2020
Liebes Tagebuch, der Regen hat aufgehört und beim gemeinsamen Frühstück erfuhr ich das viele andere Fahrer die gleichen Gedanken in der Nacht hatten und überlegt hätten ob sie denn starten wollen, wenn es weiter so geregnet hätte.
Meine Gedanken zur Rückfahrt am Sonntag teilte ich mit Ervin, der Mastermind hinter dem Event und er bot mir eine Lösung an. Ich baue am Sonntag alles mit ab und er nimmt mich und mein Bike zum Zielpunkt mit zurück. Von da aus kann ich ja dann noch in time nach Hause kommen. Ich überlegte kurz und sagte zu. Das war wirklich eine der wenigen Optionen die ich hatte. Es bedeutet für mich zwar ein DNF, aber somit habe ich einen Grund nächstes Jahr noch einmal dabei zu sein. Ich habe ja jetzt noch eine Rechnung mit den Ardennen offen.
Wir packten also alle unserer Räder für den Tag, um zu starten. Niemand ist nach Hause gefahren. Allerdings haben auffällig viele Teilnehmer den Bag Transfer gebucht, um ihr Gepäck zum nächsten Halt zu transportieren. Denn, liebes Tagebuch, das habe ich dir bisher noch verschwiegen, es war geplant das wir am Samstag zum nächsten Campingplatz fahren, um dort unsere Zelte aufzuschlagen. Am Sonntag soll es dann zurück gehen zum Startpunkt. Alles als Rundkurs. Also keine Strecke doppelt fahren.
Die Ardennen zeigten sich also am Morgen von einer besseren Seite und nach etwas Nebel und knackigen Anstiegen genoss ich den Ausblick von den Höhen über die Ardennen. Ich habe mich verliebt. Wirklich. Die Ardennen sind landschaftlich fordernd aber wunderschön. Da ich als einer der wenigen im Bikepacking Modus, also voll aufgerödelt fuhr, befestigte ich die Rote Laterne als letzter Fahrer sehr gerne wieder an meinem Sattel. Ich hatte viel Spaß mit der Strecke. Von leichten Graspfaden bis hin zu Schotterstraßen, die mit Kindskopfgroßen Steinen gepflastert wurden, war eigentlich alles dabei. Fordernde MTB Trails streiften mal kurz die Strecke und als alter Mountainbiker freute ich mich über die Abwechslung. Die Streckenplaner haben viel Herzblut und Zeit in die Strecke investiert. Das habe ich daran gemerkt, dass es keine Stelle gab die unfahrbar war oder die ich umfahren musste. In La Roche-en-Ardenne legte ich eine kurze Pause am SPAR Markt ein um meine Wasserflaschen wieder aufzufüllen bevor es wieder in die Landschaft ging. Also Menschen habe ich heute nicht wirklich viele gesehen. Zahlenmäßig haben mich heute wohl mehr Rinder, Kühe, Schafe und Ziegen umgeben.
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Irgendwann bei Kilometer 80, ich rollte einen Berg hinunter durch eine kurvige Dorfstraße, meine Brille war beschlagen und ich sah schon den nächsten Aufstieg am Dorfende, hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Sehr laut. Gut, mein Name ist in der Region nicht ungewöhnlich, aber ich drehte dennoch um und sag Fred von Gravelride13 an einer Scheune winkend stehen. Also drehte ich um und freute mich als er mich in einen beheizten Raum führte der als Pitstop für uns Fahrer mit Kaffee und Verpflegung vorbereitet war. Da ich bereits sehr nass war durch den Regen blieb ich nur kurz. Ich wollte mich ja nicht an die Wärme gewöhnen, sondern wieder raus und fahren. Ich war gerade gut im Takt.
Die restlichen Kilometer bis zum Ziel des Samstags forderten mich noch etwas heraus. Denn erwartet hatte ich ca. 1800 Höhenmeter. So war es im bereit gestellten GPX auch ersichtlich. Als allerdings die 1800 Höhenmeter erreicht waren und das Ziel noch in weiter Ferne lag, vermied ich es fortan auf die Höhenmeter meines Wahoo zu schauen.
Ich komme am Campingplatz als letzter mit wenigen Minuten Rückstand an. Es regnet nicht mehr und meisten Teilnehmer stehen bereits mit einem Bier oder Fritz Kola am Lagerfeuer. Geduscht und fröhlich. Ich beeile mich also mein Zelt aufzubauen und zu duschen. Meine trockenen Sachen sind eine Wohltat und ich stelle mich ebenso fröhlich mit einem Bier ans Lagerfeuer und freue mich auf das reichhaltige Abendbuffet. Wieder gab es Fleisch und vegetarisches und ich wurde wieder sehr satt. Die Veranstalter haben reichlich aufgetischt. Niemand blieb hungrig.
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Der Abend war sehr entspannt und alle haben Ihre nassen Sachen im großen Gemeinschaftszelt zum Trocknen aufgehangen. Die Gasheizungen halfen dabei und ich hoffe meine Sachen sind auch bis morgen wieder trocken. Ich habe viele alte Bekannte getroffen und neue Bekanntschaften gemacht. So ist das bei solchen Events. Auch sieht man endlich mal die Gesichter hinter den Namen die einem so umgeben. Sehr seltsam war es das mich den Tag über viele mit Namen begrüßt haben und es den Anschein machte sie würden mich schon lange kennen. Aber so ist das, wenn man viel in dieses Internet hineinschreibt. Viele kennen mich aber ich sie nicht. Ich habe immer die Befürchtung das ich jemandes Namen oder Gesicht vergessen habe. Es ist etwas unangenehm, aber ich komme damit klar und frage dennoch nach dem Namen. Den ganzen Tag gab es Gespräche in vier verschiedenen Sprachen. Französisch, Niederländisch, Deutsch und Englisch. Irgendwie kamen wir alle damit klar und es gab keine Sprachbarrieren. Achso, am Freitagabend habe ich auch zum ersten Mal Britta und Andreas aus dem Siebengebirge persönlich kennen gelernt. Leider konnte ich die beiden auch nicht mehr richtig zuordnen. Sorry dafür. Aber sie haben mich schon einmal zu einem Event eingeladen, das ich leider kurzfristig absagen musste. Auch haben wir viele gemeinsame Bekannte. Egal, jetzt kenne ich die beiden und vergesse auch ihre Namen nicht mehr. Ich habe sie ja jetzt hier in meinem Tagebuch stehen. Es war ein langer Tag, den ich jetzt im Gemeinschaftszelt mit Lecker Bier ausklingen lasse und ich gehe jetzt in mein kleines Zelt und hoffe das es nicht zu sehr regnet diese Nacht.
Sonntag 27.09.2020
Liebes Tagebuch, mein Wunsch von gestern Abend hat sich nicht erfüllt. Es hat die Nacht wieder aus allen Eimern geschüttet. Nachdem ich gegen 05 Uhr unsanft von einer nasskalten Schulter geweckt wurde, realisierte ich, dass ich in einer beachtlichen Pfütze geschlafen habe. Diese hat sich in der Nacht einen Weg in mein Lowbudget Zelt gesucht. Egal. Ich stehe ja eh gleich auf um alles abzubauen und am Rad zu verstauen. Leider musste ich mein Zelt pitschnass in der Oberrohrtasche verstauen. Einen Platz zum Trocknen gab es gerade nicht. Das reichhaltige Frühstück und eine ordentliche Morgentoilette reichen da ja schon um meine Stimmung auf ein ordentliches Level zu bekommen. Da ich ja entschieden hatte den Tag nicht zurück zu fahren kümmerte ich mich, nachdem das Fahrerfeld unterwegs war, gemeinsam mit dem vierköpfigen Veranstalterteam das Lager abzubauen. Das war mehr Arbeit wie ich erwartet hatte. Zwei große Domzelte mussten abgebaut und alles im LKw verstaut werden. Das Ganze hat ca. 1,5 Stunden gedauert und wir fuhren jetzt zurück zum Startpunkt von Samstag. Auf der Autobahn sah ich zum ersten Mal die Landschaft die wir tags zuvor durchquerten von einer anderen Perspektive. Und nach ca. 50 Minuten Autofahrt wunderte ich mich doch darüber was wir am Tag zuvor alles mit dem Rad gefahren sind. Sehr beachtlich.
Gegen Mittag kam ich also mit dem Team wieder am Campingplatz in Sy an und ich half noch beim Entladen des LKw. Die Taschen der Fahrer mussten noch bereitgestellt werden. Ich verstehe aber immer noch nicht wieso manche zu einem solchen Event Taschen mitnehmen, die in Form und Größe einen kleinen Hausstand aufnehmen können. Es war schon eine ganz schöne Plackerei die Taschen allesamt zu ver- und entladen. Ein wenig Minimalismus hätte da den einen oder anderen ganz gut getan 😉
Ich verabschiedete mich also vom Team und fuhr gegen 14 Uhr zum ca.100 Meter entfernten Provinzbahnhof. Die App der Belgischen Eisenbahn gibt es zum Glück in deutscher Übersetzung. Aber irgendwie zeigte sie mir nur ICE Verbindungen an bis Deutschland. Das ist ja mit den Rad eher unglücklich, wenn man sporadisch mitreisen möchte. Also plante ich mit der Google Maps app und in Etappen. Das klappte sehr gut. Auch wenn die Aussicht auf 5-maliges Umsteigen und 6 Zügen nicht gerade das ist was man auf sich nehmen möchte. Egal. Auch hier nahm ich das Adventure an und ich reiste mit den Provinzzügen von Sy nach Liege um nach Verviers zu kommen. Dort fährt dann stündlich ein Zug nach Aachen und von da aus geht es dann weiter über Köln bis nach Hause. Es hört sich jetzt schlimmer an wie es war. Die Züge in Belgien haben zwar keine wie in Deutschland üblich Abteile oder Bereiche für Radfahrer, die man sich mit Kinderwagen und Koffern teilen muss. Dafür gibt es entweder am Kopf oder Ende des Zuges eine Tür wo ein freundlich winkender Schaffner den Zug so lange festhält bis man als Radfahrer eingestiegen ist und einen guten Sitzplatz hat. Der einem extra vom Schaffner sogar noch aufgeschlossen wird. Ich bin baff. Ist Belgien etwa doch eine Radfahrernation? Es war also entspannter als gedacht und ich kam müde am späten Nachmittag zuhause an.
Liebes Tagebuch, das war ein sehr schönes Wochenende. Ich habe viele neue Freundschaften geschlossen und alte aufgefrischt. Auch Pläne für die Zukunft wurden geschmiedet. Mit dem Mastermind des LeFabuleux und SmugglersPath hatte ich ja viel Zeit im LKw verbracht und wir haben für die Zukunft tolle gemeinsame Sachen geplant. Dazu schreibe ich demnächst wohl mehr in mein Tagebuch hier.
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