1600km mit dem Riverside Touring 920
Das Riverside Touring 920 nach 1600 Kilometer
Die ersten 1600 Kilometer habe ich mit dem Riverside Touring 920 seit Jahresanfang jetzt runter. Hier jetzt mein erster Erfahrungsbericht mit dem Decathlon Bike zum Low Budget Preis. Was gefällt mir besonders gut und wie fährt es sich.
Testbericht
Das Decathlon Reiserad Riverside Touring 920
Bikepacking nimmt einen großen Teil des Gravelnews Universums ein. Bikes, Zubehör, Eventberichte und Tourenempfehlungen. Meine Neugier war geweckt als Riverside Decathlon das Touring 920 ankündigte. Die erste offizielle Ankündigung las sich als wäre es meine eigene persönliche Weihnachtswunschliste. Das konnte doch nicht möglich sein. Irgendwie passte das haargenau auf mein Profil und Vorlieben. Als es endlich online verfügbar war, war ich einer der wenigen Glücklichen der eines der auf 200 Stück limitierten Bikes ergattern konnte. Die Nummer 83 ist somit meins…
Das Riverside Touring 920 ist das Produkt eines einzigartigen Entwicklungsprozesses, bei dem Riverside Decathlon mit Radreisenden zusammengearbeitet hat. Ein 4-jähriger Entwicklungsprozess, mit hunderten von Radreisenden und Praxistests auf 500.000 km später ist das Bike nun auf dem Markt (gewesen).
Das Touring 920 wird ausdrücklich nicht als Gravelbike sondern als Reiserad angeboten. Obwohl es meiner Meinung nach alles das verkörpert was ein Gravelbike ausmacht. Reisetaugliche Geometrie, Dropbar mit Flare, 1×11 Schaltung und jede Menge Befestigungspunkte für Zubehör. Aber da hat zum Glück jeder seine eigene Meinung zu.
Beim ersten Blick auf die Teileliste und dem Wissen für wieviel Euro das Bike angeboten wird fragt man sich “wie machen die das”? Es werden Teile verbaut die selbst bei Bikes der etwas gehobeneren Klasse erst teuer nachgekauft werden müssen.
Zum Beispiel ein Brooks C-15 Sattel, ein Nabendynamo, USB Lader im Vorbau und SRAM Rival 1×11 Schaltung. Für mich die perfekte Ausstattung für längere Touren.


Decathlon wendet sich mit dem Riverside Touring 920 direkt an die Reiseradler, zu neudeutsch auch Bikepacker genannt. Die verbauten Komponenten sprechen für einen Einsatz in eher hügeligen bis bergigen Gelände auf ruppigem Untergrund. Dafür verbaut Decathlon eine 1×11 Schaltung mit 32erKurbel und 11-42er Kassette für ausreichend Reserven auch auf Kletterpartien. Die Schwalbe Thunder Burt rollen nicht nur gut auf Wegen sondern auch auf losem Schotter. Die 29er Reifen in 2,25″ Breite wollen gerne tubeless gefahren werden um das volle Potential auszuschöpfen. Den Umbau habe ich auch schnell vorgenommen und seitdem keine einzige Panne gehabt. Die entsprechenden Ventile sind im Lieferumfang mit dabei und alles ist tubeless Ready.
Befestigungsmöglichkeiten
Ich habe es selbst nachgezählt. Es sind wirklich 33 Schrauben im Rahmen verschraubt an denen man etwas befestigen kann. Jeweils drei an beiden Seiten der Gabel für Anycages oder Flaschenhalterungen. Zwei Schrauben am Oberrohr für dafür vorbereitete Oberrohratschen. So genannte Bolt On Taschen wie sie von Apidura, restrap oder BBB angeboten werden. Innerhalb des Rahmendreieick finden sich sieben Schrauben für drei Flaschenhalter. Damit können drei Flaschenhalter montiert werden. Einer unterhalb des Oberrohr, einer am Sattelrohr und einer am Unterrohr. Zwei Schrauben findet ihr noch unter dem Unterrohr um zum Beispiel eine Werkzeugtasche oder Flasche zu befestigen. An den beiden Sattelstreben noch jeweils drei Schrauben. Hier sind allerdings keine Standardschrauben in 5mm sondern 6mm verbaut. Zwei der drei Schrauben sind im Standardabstand für eine Flaschenhalterung angebracht und die jeweils dritte etwas versetzt. Somit passen leider keine anycages mit drei Schrauben. Es passt allerdings der von Decathlon angebotene Gepäckträger. Der Rahmen für das Touring 500, 520 und 920 ist identisch und auf die beiden anderen Räder passt der Träger optisch ganz gut. Auf das 920 eher nicht. Aber das ist meine persönliche Meinung. Möchte man an den Sattelstreben jetzt Flaschenhalter montieren, das war meine erste Idee, sollte man bedenken das hier für die 6mm Schrauben die Halter aufgebohrt werden müssen.
Die restlichen Befestigungsmöglichkeiten kommen für Schutzbleche zum Einsatz.

Stromversorgung
Für die Stromversorgung auf längerer Fahrt ist das Touring 920 mit einem Nabendynamo und einem cycle2charge Einsatz im Vorbau ausgerüstet. Der USB Anschluß am cycle2charge liefert genügend Energie um das GPS Gerät oder ein Smartphone während der Fahrt aufzuladen. Dies ist eine sehr sinnvolle Ausrüstung die man natürlich noch erweitern kann um die Beleuchtung daran anzuschließen. Ich habe direkt ein Supernova E3 pro Frontlicht und Supernova E3 Tail Light 2 verbaut.

Schalten und Verzögern
Eine 1×11 SRAM Rival Gruppe mit hydraulischen Bremsen findet bei mir direkt gefallen. Ich mag ja die Einfachheit der 1x Schaltungen. Kein schleifender Umwerfer und weniger Technik die unterwegs kaputt gehen kann. Dennoch reicht die Bandbreite vollkommen aus um sich auf den Geraden nicht kaputt zu kurbeln und ebenso um die Berge hochzukommen. Allerdings werde ich wenn die Kassette abgenutzt ist gegen eine 11-46er tauschen. Das gibt der lange Käfig des Schaltwerk her und hilft mir bei vollgepacktem Bike die Berge hochzukommen. Ich bin ja eher kein Racertyp.
Die Bremsen verzögern ordentlich und die 160er Bremsscheiben sind bei mir noch nicht an die Grenzen gekommen. Wenngleich im Hinblick auf das Systemgewicht wahrscheinlich 180er Scheiben ein besseres Gefühl vermitteln würden, so würden hier möglicherweise die Belastungsgrenzen der Carbongabel überstrapaziert werden. Aber das ist eher eine Vermutung als fundiertes Wissen.

Rahmen
Was dem ganzen Setup des Touring 920 noch die Krone aufsetzt ist das Systemgewicht. Gerade im Bikepacking Bereich kommt man als groß gewachsener und gestandener Mensch mit nicht allzu athletischen Proportionen und Körperbau neben den Taschen und Material oft über die Grenze der technischen Freigabe. Das Touring 920 wird mit fantastischen 170 Kilogramm (!) Systemgewicht angegeben. Da drücken die doppelten Schweißnähte und stabileren Felgen natürlich auch mehr auf die Waage. Mein Bike in der Rahmengröße L wiegt im Auslieferungszustand ganze 12,9 Kilogramm. Sicher kein Leichtgewicht, dafür aber stabil und verläßlich.
Und wie fährt es sich?
Es ist schon etwas her als ich das letzte mal 29er gefahren bin. Das war noch zu MTB Zeiten. Und es fühlte sich gar nicht so schlecht an. Gut, die Kurven müssen etwas weiter ausgefahren werden und Spitzkehren auf Trails sind damit ohne das Hinterrad zu versetzen nicht machbar. Dafür bekommt man sehr gut beherrschbares und gutmütiges Langstreckenrad mit entspannter Geometrie. Bei meiner Körpergröße von 186 cm und einer Schrittlänge von xxx cm bin ich eigentlich zwischen der Rahmengröße L und XL zu verorten. Ich habe mich für die Größe L entschieden und wurde nicht enttäuscht. Der Sattel schmiegt sich gut an und ich habe mich im Rad direkt wohl gefühlt. Kein Teil musste für mich getauscht werden. Die Umrüstung auf tubeless brachte noch die richtige Dämpfung und der Rahmen fühlt sich auch nicht bocksteif an. Es können also durchaus Bodenwellen mitgenommen werden und auch Bordsteine rütteln einem nicht die Brille von der Nase.
Alles in allem ein echt bequemes und gut handlebares Reiserad was sich auf langen Strecken eher wohlfühlt als auf S1 Singletrails. Und genau dafür wurde es konzipiert.
Mir gefällt besonders gut das hier hochwertige Komponenten sinnvoll verbaut wurden und ich mir aufgrund des Systemgewicht keine Gedanken mehr über die Zuladung machen muss.
Für mich eine klare Kaufempfehlung wenn es wieder verfügbar sein sollte. Leider ist aufgrund der derzeitigen weltweiten Lieferengpässe schwer an dieses Rad heran zukommen. Aber wer es schafft, sollte unbedingt sofort zugreifen. Bei einem Preis von 1.499 €uro fällt es auch ganz klar in die Kategorie “Nobrainer”.
Mein Einsatzgebiet für das Bike
Das Bike verwende ich hauptsächlich für längere nicht allzu technische Ausflüge und zum Bikepacken. Mehrtägige Ausflüge in die Nachbarschaft nach Belgien, Holland oder auch an die Mosel sind hiermit angesagt. Wenn also Schlafsack, Zelt und Zeug transportiert werden muss.